YOGA IM BRENNGLAS VON SOCIAL MEDIA

Natürlich sind Deine Lehrer besser als Du. Wie könnten sie Dir sonst etwas beibringen.

Aber sie sind nur in einer Sache besser als Du – nicht als Mensch!

 

DER VORSPRUNG MEINER LEHRERinnen

Wenn ich – da ich nun zurück auf Instagram bin – mich dort umschaue und all die unfassbar talentierten Yogis, Tänzerinnen und Bewegungsprofis sehe, ist es ein Leichtes, in die Falle zu tappen zu denken, ich selbst wäre in dem, was ich mache, nicht gut genug oder minderwertig. Ich würde mich lächerlich machen mit dem, was ich da zu teilen habe.

Diesem Trugschluss bin ich tragischerweise lange Zeit zum Opfer gefallen und habe tagtäglich meine Grenzen überschritten in dem Versuch besser – bzw. so gut wie meine Lehrerinnen zu werden.

Gegen den Versuch besser zu werden, ist prinzipiell nichts einzuwenden. Dies zu tun, indem ich meine Grenzen missachtete, die körperlichen und die seelischen, war jedoch eine toxische Angelegenheit.

Meine Lehrerinnen sind allesamt jünger als ich – manche bis zu 15 Jahre – und haben in wesentlich jüngeren Jahren angefangen, Yoga zu machen, Pilates oder eine Profitanzausbildung.

Wie könnte ich deren Trainingsvorsprung je einholen?

Und muss ich das unbedingt, um das, was ich kann, mit der Welt zu teilen?

Wie könnte ich wirklich authentisch sein, wenn ich lediglich versuchen würde, meine Lehrerinnen in dem, was diese tun, nachzumachen? Denn genauso gut wie sie zu sein, hieße für mich, mich exakt so zu bewegen wie sie.

Wo bleibt da meine Einzigartigkeit?

Liegt denn nicht meine Besonderheit darin, eben keine über 20 jährige Yogapraxis zu haben und mich dennoch an all diesen wunderbaren Bewegungen zu erfreuen?

Wiegt denn die Tatsache nichts, dass ich mich mit über 50 in dieser Manege zeige, mit all den Spuren und Blessuren, die das Leben an meinem Körper hinterlassen hat?

 

DAS, WAS DU LIEBST

Es ist ein Leichtes, nur das Vordergründige zu sehen. Das ist einfach.

Doch die Berechtigung, Dich als Mensch zu zeigen und das zu tun, was Du liebst, hängt nicht davon ab, wie überragend Du in dieser Disziplin bist. Viel entscheidender ist die Frage, wie Du Dich fühlst, wenn Du diese Tätigkeit oder was es auch immer sein möge ausführst. Wie sehr Du mit Dir selbst verschmilzt.

Ganz egal, was Du tust, es wird vermutlich immer eine geben, die es besser kann. Das Dilemma, das uns die sozialen Medien als Extrakt unserer Gesellschaft gelehrt haben, ist jedoch, dass Du dann weniger wert bist – und das ist absoluter Quatsch!

Ja, es kostet mich Überwindung, mich mit meinen Unperfektheiten öffentlich zu zeigen, aber es hält mich nicht davon zurück, zu lieben, was ich tue. Und Dich sollte es auch nicht zurückhalten, ganz egal wie und auf welchem Niveau Yoga, Pilates, Tanz oder was auch immer zu machen oder damit anzufangen.

Diese überragenden Bewegungskünstlerinnen wurden nicht über Nacht dazu, dahinter liegen jahrzehntelanges Training und Hingabe.

Ja, und sie müssen besser sein als ich, damit ich sie als meine Lehrerinnen erkenne, von denen ich etwas lernen kann. Sie sind nicht deshalb so gut geworden, um mir zu zeigen, wie „schlecht“ ich bin …

 

DAS BRENNGLAS DER
SOZIALEn MEDIEN

Soziale Medien sind wie ein Brennglas. Sie zeigen Dir mit einem Blick, wo Du stehst. Das kann schmerzlich sein, wenn Du anfängst, Dich mit jemandem zu vergleichen, mit dem Du Dich im Grunde nicht vergleichen kannst- und auch nicht solltest. Wenn Du mit – sagen wir 40 oder 45 Jahren anfängst, Yoga oder ähnliches zu machen und einmal pro Woche zum Unterricht kommst, sehen bei Dir die Bewegungen anders aus – ja. Das heißt aber nicht, dass sie sich auch anders anfühlen müssen.

Das Gefühl, das Dir Deine Bewegungen geben, hängt zum Glück nicht davon ab, wie sie aussehen.

Einmal habe ich in einem Tanzsaal Yoga unterrichtet und dabei festgestellt, dass es sogar wirklich hinderlich ist, vollkommen in sich einzutauchen, wenn man sich dabei im Spiegel sieht. Der Spiegel ist kein Ersatz für das somatische Gefühl in Deinem Körper. Das bekommst Du nur, wenn Du bei Dir bist, in Dich hineinfühlst, Deinen Körper in der Bewegung im Raum spürst – und vor allem aufhörst, Dich mit Deinen Lehrern oder irgendjemandem sonst zu vergleichen.
- und das gilt auch für mich …

 

ANERKENNUNG
STATT BEWUNDERUNG

Ein Kommentar einer meiner Lehrerinnen auf einen meiner letzten Videos auf Instagram hat mich um”fühlen” [nicht nur umdenken] lassen. Obwohl ich selbst ein etwas verletzliches Gefühl beim Anschauen von mir selbst hatte, war das für sie völlig nebensächlich. Sie liebte meinen Flow und erkannte ihn genau dafür an: Die Abfolge der Bewegungen, der Ausdruck der Musik, die Kreativität, das war entscheidend - und nichts anderes, weder mein Können, noch mein Aussehen!

Ich werde vermutlich dennoch weiterhin meine Lehrerinnen bewundern. Dafür bin ich einfach eine zu große Ästhetin. Doch ich tue dies in vollster Anerkennung des Fleißes, der Hingabe und Liebe, die sie in ihre Praxis seit unzähligen Jahren gesteckt haben. Ihr heutiges Können ist der konsequente Ausdruck dafür.

Meine Lehrerinnen sind:

Vicky Lobo, Ashley Deleon, Rebecca Rasmussen und Meghan Currie

Sie alle sind wahrhafte Meisterinnen in dem, was sie tun. Die Art, wie elegant sie sich bewegen, berührt mich jedes Mal und das war ursprünglich der Grund, weshalb ich mich zu ihnen als meine Lehrerinnen hingezogen gefühlt habe.

Hätten sie sich gescheut, sich auf Instagram zu zeigen, hätte ich sie niemals gefunden…

 
Alles Liebe,
Indra
 

Bitte teile dies mit einer Freundin, die es lesen sollte… Dankeschön.